Notfallkoffer für Unternehmer Teil 2
Notfallkoffer für Unternehmer Teil 2
IV. Handlungsfähigkeit
Achten Sie
rechtzeitig darauf, dass Ihr Unternehmen für den Fall, dass Sie selbst nicht
zur Verfügung stehen, handlungsfähig bleibt. Ihre im Unternehmen tätigen
Angehörigen und Mitarbeiter vermögen vielleicht für eine gewisse Zeit etliche
Tätigkeiten auch ohne unmittelbare fachliche Leitung durch den Erblasser zu
erbringen.
Besonders bei zulassungsbeschränkten
Berufen (Rechtsanwälte, Steuerberater, Ingenieurberufe) ergeben sich jedoch
berufsrechtliche und versicherungsrechtliche Problematiken. Es sollte daher stets
ein fähiger Kooperationspartner als Berufsträger aushelfen können, der das Unternehmen
zumindest vorübergehend im Notfall leiten kann und auch will.
Hinweis: Fehlt die fachliche Leitung durch einen
Berufsträger, greift in der Regel keine Betriebshaftpflichtversicherung. Bei
einem Todesfall kann die Versicherung den Vertrag gegebenenfalls. „einfach so“
kündigen.
Wichtig ist auch
die Erteilung von ausreichenden Vollmachten (Bankvollmachten, Handlungs-/Vertretungsvollmachten).
Betriebsinhaber neigen gerne dazu, für die Bankkonten im betrieblichen Bereich keine
postmortalen Vollmachten zu erteilen. Im Todesfall haben die Angehörigen dann
u. U. ein erhebliches Liquiditätsproblem, da der Zugriff auf die Firmenkonten/Privatkonten
oft ausgeschlossen ist, bis ein Erbschein erteilt wurde; und bis dieser erteilt
wird, vergehen – selbst wenn es keine Verzögerungen gibt – einige Wochen.
Wichtig: Es muss auf eine stets verfügbare ausreichende
Liquidität geachtet werden. Im betrieblichen und privaten Bereich sollte eine
Bar-Reserve vorgehalten werden, mit der mindestens 1-2 Kalendermonate ohne
Zahlungseingang überbrückt werden können. Denken Sie auch an etwaige
Steuerrückstände.
|
Der
Vertretungsberechtigte muss auch mit den nötigen Zugangsdaten (physikalische
Schlüssel, digitale Zugänge wie E-Mail-Kennwörter, PIN/TAN für Banken) ausgestattet
werden.
Daneben ist
eine Mindest-Dokumentation bereitzustellen. Die wichtigsten Betriebsabläufe
sollten dokumentiert sein (u. a. Rezepturen, Betriebsabläufe/Verfahrensabläufe,
Projektstände) und wichtige Verträge (u. a. Versicherungspolicen,
Gesellschaftsverträge, Kredite, Kunden-/Lieferantenverträge) zugriffsbereit hinterlegt
werden.
V. Absicherung des Privatbereichs
Im privaten
Bereich sollte frühzeitig über sensible Dinge gesprochen werden. Dazu gehören
Regelungen zur Altersvorsorge, Pflege, Folgen einer etwaigen Scheidung/Trennung,
Erbfolge und Tod.
Auch der Nachlass
sollte sehr frühzeitig geregelt werden. Machen Sie sich Gedanken zu
Erbeinsetzung/Enterbung, und zu Auflagen/Vermächtnissen oder Teilungsanordnungen.
Denken Sie an die Möglichkeiten von Pflichtteilsbeschränkungen und die
Einrichtung einer Testamentsvollstreckung.
Gerne sprechen
wir mit Ihnen diese Punkte im Detail durch und überlegen zusammen mit Ihnen,
welche Lösung für Sie in Frage kommt.
Wichtig: Erwägen Sie den Abschluss eines Ehevertrags.
Selbst wenn ein Ehegatte nicht der Eigentümer einer Immobilie, oder
Mitinhaber einer Firma/Firmenbeteiligung ist, besitzt der Ehegatte (beim
gesetzlichen Güterstand ohne Ehevertrag) bei einer Scheidung immer einen Anspruch
auf den Ausgleich des in der Ehe erzielten Wertzuwachses. Dies führt nicht
selten zu erheblichen Belastungen für ein vorhandenes Unternehmen, denn nicht
immer sind ausreichend liquide Mittel vorhanden, um den geschiedenen
Ehepartner auszuzahlen.
|
Berücksichtigen
Sie auch Ihre persönliche Situation und Interessen zu Lebzeiten, indem Sie eine
Vorsorgevollmacht/Betreuungsverfügung und gegebenenfalls eine Patientenverfügung
errichten.
Tipp: Die Familie abgesichert zu wissen, ist
für viele Unternehmer einer der wesentlichen Wünsche. Berechnen Sie hierfür den
monatlichen finanziellen Bedarf, den Ihre Familie für den Fall benötigt, dass
Sie versterben. Hierzu hat es sich bewährt, die einmaligen/regelmäßigen
Einnahmen den einmaligen/regelmäßigen Ausgaben gegenüberstellen. So lässt sich
leicht die vorübergehende und dauerhafte eventuell entstehende Versorgungslücke
ermitteln und sinnvolle Maßnahmen ergreifen um diese Lücken zu schließen. – Gerne
helfen wir Ihnen bei der individuellen Vorsorge im Privatbereich.
VI. Checklisten –
Inhalt des Notfallkoffers
Damit Sie eine
schnelle Übersicht für den Mindestinhalt eines typischen Notfallkoffers
erhalten, haben wir für Sie Checklisten für den betrieblichen und privaten
Bereich vorbereitet.
Checkliste für den privaten
Notfallkoffer
·
Gibt
es ausreichende Kontovollmachten?
|
·
Gibt
es Regelungsbedarf bei Patientenverfügung/ Vorsorgevollmacht?
|
·
Gibt
es eine ausreichende Absicherung gegen Invalidität/lange Krankheit?
|
·
Ist
eine ausreichende Altersvorsorge (auch für die Angehörigen) vorhanden?
|
·
Gibt
es Steuerrückstände?
|
·
Gibt
es offene Rechnungen, die ausgeglichen werden müssen?
|
·
Wurde
die gewünschte Erbfolge fixiert (Testament/ Erbvertrag) und kann die
gewünschte Erbfolge im Erbfall finanziert werden? Soll eine Testamentsvollstreckung
angeordnet werden?
|
·
Wurde
das Testament mit dem Gesellschaftsvertrag abgestimmt?
|
·
Gibt
es einen Ehevertrag? Welche Auswirkungen hätte eine Scheidung?
|
·
Übersicht
zum Vermögen (Grundstücke, Sammlungen) Versicherungen und zu den wesentlichen
Verträgen (Kaufverträge, Leasing, Mietverträge).
|
·
Übersicht
zu Bankverbindungen, Wertpapierdepots, Schließfächern, Sparkonten,
Sparbücher, Darlehen (aufgenommene oder gewährte), Vermögen im Ausland
|
·
Übersicht
zu Verträgen/Urkunden, Versicherungen/ Steuern.
|
·
Übersicht
zu regelmäßigen Einkünfte/ Ausgaben.
|
·
Übersicht
zu Mitgliedschaften (Verbände etc.).
|
·
Übersicht
mit Adressdaten zu Beratern/Vertrauenspersonen.
|
·
Übersicht
mit Adressdaten zu Verwandten/ Freunden/ Bekannten.
|
Checkliste für den
betrieblichen Notfallkoffer
·
Übersicht
zu den Zugangsdaten (Logins für E-Mail-Fächer, Internetseiten, sonstige
Zugangsberechtigungen/ Passwörter, PIN/ TAN-Verwaltung für Konten).
|
·
Übersicht
zu physikalischen Schlüsseln (Gebäude, Maschinen, PKWs).
|
·
Ist
der Wiederanlauf der EDV für den Fall eines Datenverlustes oder Stromausfalls
sichergestellt?
|
·
Gibt
es ein Betriebshandbuch mit Beschreibung der wichtigsten Betriebsabläufe
(EDV, Produktionsablauf)?
|
·
Übersicht
zu Rezepturen, Patenten und Projektstati.
|
·
Sind
wesentliche Daten vor Veränderungen und Verlust geschützt? Gibt es
Notfalllösungen für den Fall, dass Daten manipuliert werden oder verloren
gehen?
|
·
Gibt
es Notfalllösungen für Stromausfälle, Telefon/ Internetausfall?
|
·
Können
einzelne Daten/Akten organisatorisches Alleinwissen des Betriebes oder
einzelner Personen sein? Gibt es Spezialwissen (von Mitarbeitern), das für
den Fortbestand des Betriebs unbedingt gesichert werden muss?
|
·
Besteht
eine Abhängigkeit von einzelnen Lieferanten/ Dienstleistern?
|
·
Übersicht
zu Softwarelizenzen, Betriebsausstattung.
|
·
Übersicht
zum Firmenvermögen (Bankverbindungen, Anlagevermögen, Darlehen, Grundstücke,
Jahresabschlüsse etc.), Versicherungen und zu den wesentlichen Verträgen
(Gesellschaftsverträge, Kaufverträge, Leasing, Mietverträge, Kunden/
Lieferantenverträge).
|
·
Übersicht
zu Vollmachten (Handlungsvollmacht/ Kontovollmacht, Vertretungsregelungen),
Handelsregisterauszüge, Geschäftsführungsordnungen.
|
·
Übersicht
mit Adressdaten zu den Gesellschaftern/ Beiräten, Beratern, sonstige
Vertrauten.
|
·
Übersicht
mit Adressdaten der zentralen Ansprechpartner bei Kunden/ Lieferanten mit
detaillierter Beschreibung zur Kunden- / Lieferantenbeziehung.
|
Rechtsstand: 01.02.2017
Alle Informationen und Angaben in diesem Post habe ich nach bestem Wissen zusammengestellt. Sie erfolgen jedoch ohne Gewähr. Diese
Information kann eine individuelle Beratung im Einzelfall nicht ersetzen.
Kommentare
Kommentar veröffentlichen